J. S. Bach in Weimar & Bachtafel Weimar

Audioführung J. S. Bach in Weimar & Bachtafel

 

 

Bachs erster Besuch in Weimar war 1703, aber er blieb nicht lange dort.

Bach zog zum zweiten Mal nach Weimar und blieb dort etwa zehn Jahre lang. Im Jahr 1708 wurde ihm die Stelle des Organisten und zweiten Kapellmeisters am Hof des Herzogs Wilhelm Ernst angeboten. Dies war Bachs erste Erfahrung als Hof- und nicht als Kirchenmusiker.

Bach wurde in einem bescheidenen Quartier im herzoglichen Schloss untergebracht, in der Nachbarschaft der herzoglichen Köche, Fallensteller und Bediensteten. Er genoss keinen besonders privilegierten Status und war im Grunde ein Gleicher unter Gleichen. Herzog Wilhelm Ernst bemühte sich, dem Hof von Versailles nachzueifern, aber seine finanzielle Lage war nicht stark genug, so dass er gezwungen war, billige deutsche Musiker anstelle von teuren Franzosen und Italienern zu engagieren. Der Herzog selbst war ebenfalls musikalisch begabt, er spielte Flöte und komponierte Musik. Bach schrieb sogar zwei Werke auf der Grundlage von Melodien, die Wilhelm Ernst komponiert hatte. Doch die Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit machten die Musiker zu Hofbediensteten, und das Konzept des Musikers als eigenständigem Künstler war noch nicht ausgeprägt.

Zu Bachs Aufgaben gehörte die Leitung der Hofkapelle und die Komposition einer Vielzahl von Instrumentalwerken zur Freude und Unterhaltung seines Gönners, darunter Orchester-, Orgel- und Cembalokompositionen sowie Musik für verschiedene Ensembles. Er komponierte auch Orgelkompositionen und Kantaten für die herzogliche Hauskirche, in der kürzlich eine schöne Orgel installiert worden war.

Bachs finanzielle Situation verbesserte sich während seiner Zeit in Weimar merklich. Zunächst erhielt er eine stattliche Summe von 156 Gulden, und nach sieben Jahren erhöhte der Herzog sein Einkommen auf 225 Gulden. Bach war ein bescheidener Mensch, stellte keine überzogenen Ansprüche, träumte nicht von Ruhm und war schon allein damit zufrieden, dass seine Pflichten seine schöpferische Arbeit nicht stark beeinträchtigten. Er arbeitete weiterhin hart und unermüdlich.

Während seiner Zeit in Weimar komponierte Bach nicht nur 22 geistliche Kantaten, sondern auch eine beträchtliche Anzahl von Orgeltoccaten, Fugen, Fantasien und Chorälen, sowie die berühmte Passacaglia und das Orgelbuch für seinen Sohn Wilhelm Friedemann. Außerdem komponierte er zahlreiche Werke für Klavier und verschiedene Ensembles, darunter auch originelle Bearbeitungen von Musik anderer Komponisten, die er zu prächtigen Orgelkonzerten verarbeitete, die die Originalkompositionen übertrafen. In dieser Zeit entstand auch seine erste berühmte Passion, die Lukas-Passion.

Während seiner Zeit in Weimar erhielt Bachs Werk einen starken Impuls, und seine erhabene und tief philosophische musikalische Stilisierung, die auf vorzügliche Weise mit der deutschen Kulturtradition verwoben war, nahm endgültige Gestalt an. Überraschenderweise erkannten weder seine Zeitgenossen noch seine unmittelbaren Nachkommen sein Genie. Bachs Musik blieb in seiner eigenen Zeit wenig bekannt, und der Ruhm wurde von seinen begabten, aber nicht brillanten Söhnen eingebracht. Bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts geriet Bachs Werk praktisch in Vergessenheit.

Bach als Organist war jedoch weithin anerkannt. Seine virtuosen Fähigkeiten auf der Orgel wurden legendär. Noch während seiner Zeit in Weimar wuchs Bachs Ruhm als großer Organist und verbreitete sich in ganz Deutschland.

Bach behauptete nie, ein unerkanntes Genie zu sein, aber er war sich der Bedeutung seines Schaffens bewusst und schätzte seine eigenen Fähigkeiten. Gleichzeitig fühlte er sich in seiner Kreativität auf ein enges Handwerk beschränkt, dessen Zweck es war, die musikalischen Wünsche seines Gönners zu erfüllen, und nicht, frei zu schaffen.

Die Situation änderte sich, als Drese, der erste Hofkapellmeister, 1716 verstarb. Bach hatte allen Grund zu erwarten, die Stelle zu erhalten, doch sie wurde von Telemann besetzt. Nachdem Telemann abgelehnt hatte, wurde die Stelle dem Sohn von Drese angeboten, der zwar kein großes musikalisches Talent besaß, aber Erfahrung in Hofangelegenheiten hatte.

Dieser Moment wurde für Bach kritisch, und er beschloss, seinen Rücktritt zu fordern. Der Herzog empfand dies als Beleidigung seiner Person und als Verstoß gegen die Ordnung. Weimar wurde der letzte Punkt auf der Landkarte Thüringens, der mit dem Namen Johann Sebastian Bach verbunden war. Danach war sein Leben mit Sachsen verbunden.

Während seiner Zeit in Weimar schrieb Bach viele Instrumentalwerke, darunter Orgelmusik, Musik für Tasteninstrumente und Kammermusik. Er komponierte auch viele Chorwerke, und hier begann er, seinen einzigartigen Stil zu entwickeln, der sich durch tiefe philosophische Inhalte und komplexe Kompositionen auszeichnet. Eine seiner berühmten Kompositionen aus dieser Zeit ist die Toccata und Fuge in d-Moll, in der er seine Fähigkeiten als Organist unter Beweis stellt.

Während seiner Zeit in Weimar entwickelte sich eine Tradition, die als "Bachtafel" bekannt ist. Dabei handelte es sich um regelmäßige Zusammenkünfte von Musikern, Künstlern und Intellektuellen, die Bach in seinem Haus organisierte. Diese Treffen umfassten musikalische Darbietungen und Diskussionen zu verschiedenen Themen. Die Bachtafel förderte den kulturellen und intellektuellen Austausch und trug zur Kultur in Weimar bei.